Am Jakobsweg 2019

Erste Vorbereitungsarbeiten: wieviel Auszeit nehme ich mir? Wann? welchen Caminho kann ich gehen? Ich entscheide mich für den Caminono Portugues, ab Porto bis Santiago de Compostela. Das sollte in 2 Wochen leicht zu schaffen sein, ca. 250 km. Mein Zeitfenster April 2019. Wassertemperatur im April noch recht frisch, das kann mich aber bestimmt nicht davon abhalten rein zu gehen. In diversen Foren geforscht, was es benötigt an Utensilien. Es wird immer genauer. Rechtzeitig Rucksack, Wanderschuhe, Schlafsack, Kleidung, Regenmantel usw. besorgt, damit ich alles noch eingehen und erproben kann. Pilgerausweis, Karten, Reiseführer... Ende nie, wenn man keinen Schlußpunkt setzt.

 

Noch Tarot-Karten gelegt, alle Utensilien abgewogen, in einzelne Plastikbehälter mit Zip (wasserdicht und platzsparend) verstaut, Rucksack x-mal gepackt, bis alles optimal verstaut war. Am Jakobsweg selbst habe ich dann natürlich wieder und wieder umgepackt. Wie bei einer Wohnung, erst während des Gebrauchs findet sich die richtige Ordnung.

 

1. Tag Ankunft in Porto - die Stadt ansehen, den Startpunkt des Caminhos bei der Kirche finden und abends die Herberge suchen. 

2. Tag Aufbruch nach Vila Cha, dem Meer entlang. Natürlich hat mich das Meer gerufen, es war sehr erfrischend und noch sehr kalt, jedoch wunderbar belebend! Die erste giftige Schlange auch gleich entdeckt.

3. Tag bei Regen nach Fao, eine Herberge erst nach längerem Suchen gefunden. Dafür der ersten Korkeiche begegnet und Rita kennen gelernt, eine ganz besonders liebe Gastgeberin.

4. Tag durch Eukalyptuswälder bei Regen, triefend naß in einem "Männercafe" gelandet... egal, Hauptsache die nassen Klamotten ausziehen und heißen Café trinken, der kostet in Portugal grade mal 90 Cent und wurde mir hier spendiert... von einem der vielen Männer. Weiter zum Katharinen-Kloster in der Stadt Viana da Castelo. Großes Kloster, alte Gemäuer, sehr spartanisch, kalt, aber wenigstens eine warme Dusche.

5. Tag nach Caminha, endlich nachmittags ohne Regen.

Tag 6  Ich fahre mit der Bahn nach Valenca, weil ich mir für diese Stadt ausreichend Zeit nehmen möchte. Es ist eine ummauerte Stadt, am Fluß Minho. Außerdem die letzte Stadt bevor ich Portugal verlasse und in Spanien weiter wandere.

Tag 7 über Porrino nach Senda Sur, kleine Essens-Pause unterwegs unter einem Regenschirm, super Herberge gefunden, nette Menschen, mein Abendessen ein roter Riesenpaprika mit Brot, und Erdbeeren vom netten Amerikaner Jonathan geschenkt.

Tag 8 endlich kein Regen, um 13.00 Uhr bin ich schon in Redondela. Hier hat es schon viel mehr Pilger als in Portugal, und die Preise sind auch höher.

Tag 9 Bei Sonnenschein weiter Richtung Pontevedra, eine wunderschöne Landschaft, die bekannten alten Getreidespeicher, ...

ins Slow City Hostel- da war ziemlich viel aus Paletten gebastelt. Und ich konnte einem aufwändigen religiösen Umzug beiwohnen, der Karfreitagsprozession.

Tag 10 gehts weiter nach Dadas de Reis. Muscheldächer, grüne Wäldchen, Städtchen, Flüsse und schließlich Caldas de Reis, mit heißen Quellen und abends einer großen Portion Pimientos (kleine teilweise scharfe grüne Paprikas) vom Holzkohlengrill, mit grobem Meersalz, Olivenöl und Weißbrot - köstlich. 

Tag 11 gehts weiter bei schönem warmen Wetter nach Padron, es geht sich aus, dass ich bis Ostermontag in Santiago de Compostela ankomme.

Tag 12 es geht weiter nach Santiago de Compostela, irgendwie ein seltsames Gefühl, dass es jetzt dem Endziel zugehen soll. Ich hatte ziemlich Knieschmerzen, eine Pilgerin hat mir ausgeholfen mit einem Stützverband, habe 3 kleine Pausen gemacht, sonst durchgegangen bis Santiago. 

Nun in Santiago angekommen erwarte ich das Glücksgefühl, von dem alle immer reden. Es kommt nicht, zuerst der krasse Gegensatz von Land zu Stadt, wieder Lärm, wieder Verkehr, viele Menschen, viele Gerüche, von allem viel zu viel nach so langer Zeit, in der ich mich nur um 3 Dinge gekümmert habe: den Weg, etwas zu essen und zu trinken, und eine Unterkunft. Hier anzukommen war für mich im ersten Moment ernüchternd, ich fühlte mich verloren, niemand von den anderen Pilgern in Sicht, mit denen ich sonst immer wieder zusammengetroffen war. Ich besichtige die Kathedrale, sie wird innen renoviert, weshalb die Gottesdienste auch in einer anderen Kirche stattfinden. Nach einiger Zeit des Orientierend, wo ich was am nächsten Tag finden werde, überkommt mich doch noch die Freude, und ich mache es wie die vielen anderen Pilger, lege mich mitten auf den großen Platz und lasse los, gebe mich dem Angekommensein hin. Ich finde eine Unterkunft, geführt von einem Studenten aus Armenien, der ein Bild vom Berg Ararat hängen hat. Am nächsten Morgen gibt es eine Pilgermesse in der Ersatzkirche. Auch wenn ich sonst keine Messen mag, es ist einfach ein wunderschönes Gefühl voller Dankbarkeit mit den anderen Pilgern zusammen zu sein. 

Tag 13 Heute hole ich mir die Urkunde, die Compostela, anfangs wollte ich weder einen Pilgerausweis, noch diese Urkunde. Ohne Pilgerausweis keine Unterkunft in den Herbergen. Letztendlich habe ich mich doch über die verschiedenen Stempel gefreut- wie in den Bergen bei den Hütten - und auch über die Urkunde. Ist irgendwie ein schöner Abschluss.

Tag 14 heute gehts mit dem Bus zurück nach Porto, während der Busfahrt sehe ich noch einmal einige der Stationen, durch die ich 2 Wochen lang gewandert bin. Ich suche mir eine Unterkunft in der Nähe der Metro, damit am nächsten Tag gut zum Flughafen komme.

Tag 15 Flug nach Wien. Das erste, was mir in Wien auffällt sind die wohlgenährten Menschen. In Portugal, dort wo ich gewandert bin, habe ich nur dünne Menschen gesehen, auf den Feldern wurde per Hand gearbeitet, ich habe lediglich 2 uralte kleine Traktoren gesehen. In den Gärten gab es überall Kohl, der ca. 2m hoch wuchs. Überall gab es auch die portugiesische Kohlsuppe "Caldo Verde", mit Kohl und Kartoffeln und anderem Gemüse... das Frühstück hatte ich immer nach ca. 7-12 km gehen, also um die Mittagszeit, ein kleiner Kaffee und ein Croissant aus Briocheteig. Das hat mir so gut geschmeckt, dass ich zuhause begonnen habe mir auch solche Kipferl zu backen. Aus Fernweh.

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